Aller Anfang ist Schwer – Part IV – Aftercare

Theorie in BDSM

Nicht selten werde ich etwas schief angeschaut wenn ich erzähle, dass ich einen Blog und Community über BDSM führe – ist eigentlich nichts besonderes bei – erstaunlich wird es jedoch wenn eingefleischte BDSMler diesen Blick zeigen. Oft kommt dann die Frage ob das nicht alles viel zu theoretisch ist, es kommt doch viel mehr aufs Gefühl, aufs erleben, Erfahrung sammeln und aufs Spüren an?

Jaein. Erfahrungen, Gefühle, zwischenmenschlichkeit, alles Dinge die in der Szene unschätzbaren Wert haben. Dinge die ihr euch kaum bis garnicht anlesen könnt sondern die einfach Zeit brauchen. Jedoch gibt es ein Paar Punkte wieso es meiner Meinung nach zu der Verpflichtung eines jeden gehört sich über BDSM auch theoretisch zu informieren und zu belesen! Egal wie viel Erfahrung er hat und wie sehr er sagt er kenne und wisse doch schon alles. Einer dieser Punkte ist AFTERCARE. Wieso dass der Fall ist, und wieso Aftercare so wichtig ist, erfährt ihr im folgenden.

Was ist Aftercare

Aftercare – zu deutsch – Nachsorge ist ein Element dass seinen berechtigten Platz in jeder Dynamik haben sollte! Es handelt sich dabei nämlich um das austreten aus der Rolle und die saubere Trennung zwischen Space und Realität. Da ich öfters Parallelen aus dem Film ziehe, hier der Vergleich: Nach einer Szene ruft die Regie „Cut“. Egal was der Schauspieler vorher getan hat, er spielt nun nichtmehr. Zwar macht er sich meistens dafür bereit weiterzuspielen. Ist jedoch nichtmehr die Person die er vorher verkörpert hat. Es wird also auch Feedback besprochen, Dinge geändert und das ganze gespielte von außen betrachtet.

Dieser schnitt ist in einer BDSM nicht so leicht zu nehmen, und vermutlich noch wichtiger als im Film. Es geht also darum das beide Partner das Geschehene als Szene verarbeiten können und keine psychischen bleibenden Schäden davon behalten und Aspekte aus dem Play in die Realität mitnehmen. Aftercare ist also zwingend notwendig.

Wer bekommt denn das Aftercare?

Was einige oft etwas missinterpretieren ist die Ansicht. Dass nur der Sub Aftercare braucht um aus seiner Rolle herauszukommen. Auch für den Dom ist es eine riesen Hilfe die nie zu unterschätzen ist. Er kann genauso Probleme haben Aspekte aus seiner Rolle aus der Realität herauszuhalten und in normalen Situationen falsch reagieren wenn man hierauf zu wenig Wert legt.

Wie sieht Aftercare aus?

An sich gibt es da kaum ein Perfektes das müsst ihr tun! Ähnlich wie alles in BDSM ist viel individuell herauszufinden und zu variieren. Es gibt jedoch ein paar Beispiele und Tipps die fast auf jedes Paar (zwei Personen einer Dynamik) anzuwenden sind.

  • Baden

Auch wenn es sich sehr simple anhört, kann ein warmes Schaumbad wunder bewirken um gemeinsam die vorherige Rolle von seinem Körper zu schrubben. Es bietet einen perfekten Ort um über die Szene zu sprechen, Feedback zu geben und sich um den anderen zu kümmern.

  • Kuscheln

Hört sich simpler an als es ist – jedoch steht die nähe und Zuneigung oft im Kontrast zum Distanzierten oder Kalt gehaltenen Play und eignet sich somit gut.

  • Etwas unternehmen

Selbst wenn es nur etwas kochen oder ein Brettspiel spielen ist, kann eine gemeinsame „normale“ Tätigkeit beiden Personen zeigen, dass sie gleichwertig und in der Realität sind.

Ich hoffe ihr habt ein guten ersten Einblick darein bekommen was Aftercare ist, und wie man es gestalten kann. Ein angesprochenes Elemt ist das Feedback – hier mehr dazu

Feedback in BDSM? Wozu?

BDSM ist für viele etwas neues, sei es nur das hereinversetzen in eine Rolle, das austesten von ganz neuen Techniken/Dingen oder sogar das akzeptieren und kennenlernen der eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Für viele bedeutet diese neue Umgebung auch viel Stress und Unsicherheiten. Damit man lernen und sich bessern kann, sich wohl fühlt und an Sicherheit gewinnt, ist es wichtig das man nachher spürt was man gut und was man noch nicht so super gemacht hat.

Wie gibt man richtig Feedback?

Versucht es aus der Szene rauszuhalten. Keiner mag es ständig in Frage gestellt zu werden wenn man mitten in seiner Rolle ist. Wenn etwas falsch läuft sollte das jedoch sofort angesprochen werden! Perfekte Zeit für Feedback ist also Aftercare und die Zeit davor in der man sich ein bisschen über Pläne redet.

Wie mit Feedback umgehen?

Im Grunde könnt ihr damit genauso umgehen wie im Alltag auch. Falls ihr jedoch findet, dass ihr zu wenig Rückmeldung bekommt dann sprecht das Thema ruhig an oder fragt nach. Das ist kein fishing for compliments ^^

Aller Anfang ist Schwer – Part III

Headspace

In diesem Beitrag geht es um das viel gehörte und selten erklärte Headspace/Mindspace. Wie bereits angeteasert ist das Verständnis dieser Sache Grundlegend, um zu verstehen, was BDSM von Fessel Rollenspielen unterscheidet. Und warum BDSM mehr ist als nur Trieb und Neigungsbefriedigung.

Headspace hat kaum eine deutsche zutreffende Übersetzung. Sinnhaft könnte man es als Bewusstseinszustand bezeichnen. Es bedeutet also die Änderung eures Bewusstseinszustand von eurem normalen Gesellschaftsdenken zu eurem „Space“.

Hierbei unterscheidet man zwischen verschiedenen Spaces, die meisten Rollen haben eigene Spaces die unterschiedliche Ausprägungen haben. Die bekanntesten sind die Bottom Headspaces. prich Sub-, Pet-, Littlespace. Selbstverständlich gibt es aber auch TopSpaces

Wie sieht ein Headspace aus?

Ändert sich der Headspace einer Person, so ändern sich meist auch viele ihrer Characktereigenschaften. Am meisten wirkt es sich aber auf die selbst- und außen Wahrnehmung, sowie das Denken und das Befinden aus. Somit wird euch selbst der Space gut auffallen.

Zwar unterscheiden sich die Auswirkungen von Individuum zu Individuum, jedoch ist es bei den meisten Personen so, dass die außen-Welt sowie das Sorgen um die Zukunft und Grübeln über die Vergangenheit in den Hintergrund rutscht. Man hat eine „beschränktere“ Wahrnehmung, die sich auf die eigene Rolle und die des Partners fokussiert.

Gefahren eines Headspace

Zuerst einmal muss man sich verinnerlichen, dass ein Space ein VERÄNDERTER Zustand ist. Und nicht euer normales Ich wiederspiegelt. Nehmt also nicht zu viele Erkenntnisse über euch daraus.

Seid euch immer im klaren, dass egal wie sehr ihr euch in eurer Rolle fühlt, ihr ein Mensch mit würde und Rechten seid. Seid euch immer klar, dass euer Safeword gilt und benutzen/darauf hören müsst! Egal was passiert. Des weiteren muss man die Gefahr immer bedenken, dass der Partner aufgrund seines tiefen Headspaces keine genauen Angaben geben kann. Sprecht also heikles vorher ab.

Der Space Drop

Ein Drop bezeichnet ein häufiges Phänomen nach dem Space. Bekannt als SubDrop aber auch in anderen Spaces vorhanden fühlt eine Person oft eine Leere, Reue oder sogar depressive ‚Gefühle‘. Wie genau man damit umgeht und was dagegen hilft findet ihr unter einem eigenen Post dazu. Der bald folgt!

Als nächstes Thema wird das unweigerlich notwendige Aftercare angesprochen! Freut euch darauf

Aller Anfang ist Schwer – Part II

In diesem Teil der Anfänger-Reihe klären wir den Begriff der Rolle, der Kategorie und gehen darauf ein, ob BDSM ein Rollenspiel ist.

Fangen wir also bei einem sehr zentralen Thema einer jeden Dynamik an:

Was ist eine Rolle?

Zwar ist BDSM an sich nicht immer, teilweise sogar nur sehr selten ein Rollenspiel, jedoch sind einige Elemente daraus gut miteinander vergleichbar.

So gibt es in einer Dynamik immer verschiedene Rollen in die geschlüpft wird.

Hier ein kleiner Abriss:

  • Slave
  • Master/Sir
  • Owner
  • Daddy/Caregiver
  • Pet
  • Rigger
  • Ropebunny
  • Little

Usw…

All diese Rollen umfassen jeweils eine Sorte von Position und Art innerhalb des BDSM. Sie dienen also nicht nur als Anrede, sondern auch als Kategorisierung. Wollen wir also erst klären, zu welchen Positionen man Rollen einordnet.

Was sind Positionen?

Fast jede BDSM Dynamik lässt sich dadurch beschreiben, dass ein Machtgefälle vorliegt. Das bedeutet einer der Personen nimmt eine Rolle ein, die weniger/mehr „Zusagen“ hat als die andere. Demnach kategorisiert man jede Rolle in eine Position. Es gibt 3 konkrete Positionen.

TOP

SWITCH

BOTTOM

wieso reicht nicht einfach Sub und Dom? Viele Rollen Unterschieden sich grundlegend in ihrer Auslebung. Somit können zb Pets bottom, aber auch Tops sein! Und ein Slave ist nicht gleichzusetzen mit einem Little!

Für die drei Positionen steht im deutschen oftmals Sub, Switch, Dom. Dies kann man zwar auch ohne Probleme verwenden, kann aber vereinzelt zu Missverständnissen führen. Des weiteren ist Top, Switch,Bottom eine neutralere Bedeutung und lässt sich auf jede BDSM Kategorie/Art anwenden. Als Beispiel: Nicht in jeder CGL Dynamik ist der Top auch dominant. Hier geht es aber sehr weit in die Haarspalterei.

Nun tauchte schon oft der Begriff „Art“ oder Kategorie auf.

Was ist eine Kategorie/Art?

Bdsm ist ein Sammelbegriff. Er umfasst also eine Menge von grundlegend verschiedenen Auslebungen, Kinks und Fetischen. Eine Art ist nur ein Teil von BDSM, welcher meist einen eigenen Begriff hat und verschiedene Charakteristika, Neigungen und Eigenarten umfasst. Mehr zu den einzelnen Kategorien findet ihr im Lexikon.

Beispiele:

  • CGL/DDLG
  • Bondage
  • Petplay

Ist BDSM ein Rollenspiel?

Uff, das ist eine Frage, auf die man kaum konkret antworten kann. Die Definition eines Rollenspiels ist „spielerisch nachgeahmtes Rollenverhalten“. Geht man stumpf davon aus, dann sind die meisten BDSM Kategorien Rollenspielen. Jedoch kommt ein wichtiger Bestandteil dazu, der sogenannte „Headspace“

Doch was genau der ist erfahrt ihr erst im nächsten Beitrag!

Text ursprünglich veröffentlicht auf rfbdsm.de

Weitere Beiträge von Yuri auch bei uns.

Blackmailing

Blackmailing – zu deutsch „Erpressung“ – ist eine Praktik, bei der sich der (meist) Bottom in eine Position bringt, in der der Top ihn Ausnutzen und zu Handlungen/ Taten zwingen kann.

-Was finden Personen dabei toll?-

Selbstverständlich empfindet sowas jeder Mensch anders, für viele Anhänger steht jedoch das Gefühl des Ausgeliefertsein und Gezwungenwerden im Vordergrund. Manche, die ihre eigene Vorliebe nicht akzeptieren, haben durch das Gezwungenwerden einen leichteren Weg in ihren Space zu kommen. Dies kann man auch als Forced Submission bezeichnen. 

-Wie sieht das in der Praxis aus-

Hierbei gibt es verschiedene Wege. Die bekanntesten sind aber auch die, die in der Realität zur Erpressung verwendet werden. Sprich: Das Weitergeben von privaten Informationen an 3., der Besitz von Rufschädigenden Bildern, Texten, verpflichtenden Verträgen oder ähnlichem.

-IST DAS DENN LEGAL?-

Nur sehr schwer. Und deswegen ist es auch wichtig, dass ihr diesen Post bis zum Ende lest. Einen Menschen zu erpressen ist in Deutschland rechtswidrig und eine Straftat. Warum die Grundsätze des SSC hier kaum eine Möglichkeit finden? Verträge sind in Deutschland i.d.R. bindend. Unterschreibt ihr also einen Slave-Vertrag so ist dieser nicht nur ein Scherz, sondern kann womöglich vor Gericht relevant sein. […] Des weiteren besteht eine seeehr hohe Gefahr bei Blackmailing die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Der Grad zwischen RP und Realität ist hier sehr dünn!

-Trotzdem ausleben?-

Wenn ihr unbedingt sowas machen wollt dann sichert euch doppelt und dreifach ab und erfindet fiktive Konten, Bilder oder schreibt in Verträge, dass sie zu jedem Zeitpunkt von jeder Partei aufgelösten werden können, ohne Bedingungen! Seid hier sehr sehr sehr vorsichtig!

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Text ursprünglich erschienen auf RFBDSM.de

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